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Mira Mann
Im Zeitwirbel der liminoiden Membranen, die die mehrteilige Jahresgabe von Mira Mann bilden, versammeln sich Mischwesen, Larven, Motten, Fremde, Andere und Hybride zum transtemporalen Widerstand. Als Schwellenwesen sind sie weder hier noch da, weder das eine noch das andere. Die Liminalität ihres Kokons verweist auf einen Prozess des Umbruchs und potentiellen Aufbruchs, ein „betwixt and between“ nicht fixierbarer Positionen. Das spekulative Storyboard verbindet dabei Fragmente aus dem Skript der jüngsten Performance SSSSUUUU-GUUUUNG-GGGGAAAA mit vielfältigen Recherchematerialien zu Pansori, einem koreanischen Genre des epischen und musikalischen Erzählens, das im 17. Jahrhundert in engem Zusammenhang mit den Zeremonien und dem narrativen Gesang der Mudang-Schaman*innen entstand und unter anderem von Kisaeng, koreanischen Kurtisanen, Unterhaltungskünstler*innen und Sexarbeiter*innen der Joseon-Dynastie und ihren Nachfolger*innen, interpretiert wurde. Versatzstücke aus diesen Auseinandersetzungen entlang Autorschaft, asiatisch-diasporischer Erfahrungen und kolonialistischer Vereinnahmung überlagern sich in den verschiedenen Panels mit Szenografien nichtmenschlicher Narrative um Pflanzen- und Insektenmigration. Flugsamen des sogenannten Götterbaums sowie Vermessungen und schriftliche Erfassungen von Seidenspinnern, die erstmalig 1751 aus Asien nach Europa importiert wurden, beschreiben Klassifizierungen, welche in der transgressiven Assemblage der Jahresgabe zu „wilden“ Subjektwerdungen mutieren und eine visuelle Erzählung ohne Kategorie fabulieren.
Victoria Tarak